Kanzel aus der Ev.-Luth. Kirche zu Eisbergen – Porta Westfalica

Restaurierung der Kanzel

 aus der Ev.-Luth. Kirche in Eisbergen / Porta Westfalica

Zeitraum der Restaurierung: 28.04.2014 bis 14.12.2014

  1. Identifikation:

Objekt:                                     Kanzel, bestehend aus Kanzelkorb und Schalldeckel

Der Kanzelkorb zeigt insgesamt fünf Felder auf denen die geschnitzten Figuren der vier Evangelisten abgebildet sind.

Auf dem hinteren Feld, in Richtung Fenster/Wand, ist eine beschriftete Tafel mit einem Widmungstext zur Renovierung der Kanzel im Jahr 1672 und aus dem Jahr 1953.

Standort:                      Ev.-Luth. Kirche Eisbergen, (seit 1465 Hauptpatron: Hl. Georg)

                                     Hildburgstr. 1, 32457 Porta Westfalica/ Eisbergen, NRW

Datierung:                     1662, 1672 als Jahr der Renovierung, Renovierung 1953

Künstler/ Werkstatt:      unbekannt

 

  1. Situationsbeschreibung

Die Kanzel weist unterschiedliche Fassungen von früheren Restaurierungen auf.

Mit ihrer erneuten Konservierung / Restaurierung wurde ein stimmiges Gesamtbild mit dem Altar erreicht.

Die derzeitige Gestaltung der reich verzierten Kanzel zeigt vier Evangelisten in der Fassung von 1953 (von Prof. Paul Thol, Berlin). Die Hintergründe sind in dunkleren Farbabstufungen angelegt, während die Gewänder der Figuren durch ihre kräftige, flächendeckende Farbgebung hervorstechen.

Die Architektur ist ebenfalls flächendeckend farblich gefasst.

Die Säulen (Alabastergrundton mit grauen Verzierungen) flankieren die einzelnen Felder. Diese Fassung stammt aus dem Jahr 1672.

Die vorhandene Fassung der gesamten Kanzel und der Figuren von 1953 ist erhalten geblieben.

Unsere Restaurierung strebte eine Sicherung, Festigung, Kittung und eine detaillierte Retusche der gekitteten Substanz an. Mit diesen Maßnahmen wurde ein geschlossenes und restauriertes Gesamtbild erzielt.

2.1.      Befundlage:

 Der Kanzelkorb hat insgesamt fünf Felder auf denen die vier Evangelisten abgebildet sind. Auf dem hinteren Feld, in Richtung Wand/Fenster, ist eine beschriftete Tafel mit einem Widmungstext (1672) der Schwiegermutter des Pfarrers H. Fischhaupt, 1627-1681, und die Datierung zur Renovierung der Kanzel aus dem Jahr 1953 aufgebracht.

Text: „Diese Kantzel hat Katharina Stövers, He. Levin Fischhaupts Schwigermutter zu Gottes Ehren Anno 1672 renoviren lassen.“

Darunter zeichnen sich nach der aktuellen Restaurierung in einem Ockerton andeutungsweise drei große Buchstaben: H S D (?) ab.

Unter den vier Evangelisten befinden sich Schriftbänder mit den Namen der Dargestellten. Über den Figuren sind geschnitzte Engelsköpfe angebracht.

Die losen Bücher/Bibeln der Evangelisten wurden vor einigen Jahren neu hinzugefügt. Sie waren farblich unpassend gestaltet (dkl. grau/grün). Da sie locker plaziert waren, fielen sie häufig herunter. Sie wurden jetzt fest installiert und farblich passend gestaltet.

Bei der letzten Renovierung wurde eine Schicht von Leinöl-Firnis auf die gesamte Kanzelfassung aufgetragen. Diese war inzwischen stark vergilbt. Besonders betroffen waren die Verzierungselemente am Schalldeckel. Der Leinölfirnis-Überzug (1953) erfolgte großzügig und unregelmäßig. Dieser führte zu einer Oberflächenspannung im Materialgefüge. Vermehrte Blasenbildung mit Farbabplatzungen waren die Folge.

Der polygonale Kanzelkorb, der auf einer gemauerten Säule steht, wurde nicht demontiert, sondern vor Ort restauriert. Die Statik des Kanzelkorbes wurde überprüft und korrigiert.

 2.2.      Schalldeckel / Zustandsbeschreibung

            Die Konstruktion des Schalldeckels:

Die Konstruktion des Schalldeckels ist mit aufwendig geschnitzten Architekturelementen gestaltet. Der flach ausgeführte Schalldeckel war insgesamt instabil. Die Lasten waren nur über die mittig befestigte Eisenstange auf die Füllung verteilt, die sich aus ihrer umfassenden Nut gelöst hat. Zusätzlich haben sich Schwundrisse gebildet, die eine Stabilisierung dringend erforderte, da sonst Absturzgefahr drohte.

 Der Halterungsarm, (eine gebogene Eisenstange), von der Mitte des Schalldeckels ausgehend, ist in der Wand verankert. Er ist der alleinige Träger des gesamten Gewichtes des Schalldeckels.

Die gesamte Konstruktion war mittlerweile instabil. Die Vorderkante des Profils, auf dem auch die Last der Architekturelemente lag, hatte sich um ca.12 cm abgesenkt, was einem Gefälle von 10-15 % entsprach.

Die Gehrungen waren relativ fest. Die Verbindung zwischen dem Rahmen und der Füllung war gelockert, es hatten sich breite Fugen und Schwundrisse gebildet. Die Stabilität war nicht mehr gewährleistet.

Die Füllung des Schalldeckels musste herausgenommen werden, um die einzelnen Bretter zusammenfügen zu können.

Nach Absprache mit dem Westf. Amt für Denkmalpflege in Münster wurde ein zusätzliches Aufhängungssystem angefertigt.

Die einzelnen Holzteile wurden ursprünglich mit handgeschmiedeten Eisennägeln und mit Holznägeln verbunden, die zum größten Teil noch belassen wurden.

 Stabilisierungsmaßnahmen/ Statik des Schalldeckels / Aufhängung

Das Gewicht hatte sich nach vornehin verlagert. Der Schalldeckel hing vermittels einer Eisenstange auf einem Bolzen, der in der Füllung angebracht worden ist. Diese punktuelle Lastverteilung hatte die Deformation der Füllung zur Folge.

Zur Vergrößerung der Auflagefläche wurde ein zusätzliches Aufhängungssystem installiert. Diese Maßnahme ist reversibel und stabilisierend für die Konstruktion des Schalldeckels. Damit wurde eine optimale Verteilung des Gewichtes erreicht.

Der ursprüngliche Halterungsarm wurde in Kombination mit dem neuen Aufhängungssystem wiederverwendet.

An der Unterseite des Schalldeckels befindet sich mittig eine geschnitzte Taube (Heiliger Geist).

Die Fassung der Taube war in Teilen übermalt (vergoldete Flügel). Diese wurde in den ursprünglichen Zustand versetzt.

 2.3.      Holzfestigung

Der Schalldeckel wies alten, nicht mehr aktiven Holzwurm auf. Aktuell war keine Schädlingsbekämpfung notwendig. Einige Teile des Holzes waren partiell soweit geschädigt, dass sie mit Glutinleim stabilisiert werden mussten (am Kanzelkorb und auch die Verzierungselemente des Schalldeckels).

 2.4.      Befestigung

Bei der erneuten Befestigung der restaurierten Elemente, wurden möglichst ursprüngliche Befestigungslöcher benutzt. Die Befestigung erfolgte mit Messingschrauben, da diese schonender für die Substanz sind und auch bei zukünftigen Restaurierungen leichter zu entfernen sind. Von der Befestigung mit Nägeln wurde wegen der Erschütterungen abgesehen.

 Es wurde ein neuer Lesepult angefertigt und farblich passend gestaltet.

Die neue Leselampe wurde vom hiesigen Elektriker vor Ort installiert.

 

Teamarbeit von:

Ludmila Henseler, Diplom-Restauratorin

Carsten Mohr, Restaurator

Ralf Deerberg, Restaurator im Tischlerhandwerk

 

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