Emma Ritter (1878-1972)

Emma Ritter - Vor Restaurierung
Emma Ritter - Nach Restaurierung
Gemälde von Emma Ritter

Objekt: Ölgemälde in einem Zierrahmen

Darstellung: Berglandschaft mit einem See

Künstlerin: Emma Ritter (geb. 18.12.1878 in Vechta, gest. 23.03.1972 in Oldenburg), zugeschrieben, keine Signatur

Datierung: Frühwerk der Künstlerin, vermutl. um 1906/1907
Material: Ölfarben auf Malkarton, beidseitig bemalt
Maße: B: 43,5 cm x H: 40,0 cm
Standort: Stadtmuseum Oldenburg, Am Stadtmuseum 4-8, 26121 Oldenburg
Auftraggeber: Stadtmuseum Oldenburg, Am Stadtmuseum 4-8, 26121 Oldenburg

Restauratorin: Ludmila Henseler, Diplom-Restauratorin
ART-RESTAURO, Oldeburgerstr.295, 26180 Rastede

Zeitraum der Restaurierung: 28.05.2013 – 16.09.2013

1.1. Restaurierungskonzept

Das Restaurierungsziel umfasste die Konservierung und Restaurierung des Kunstwerkes.

Alle Maßnahmen wurden auf die Beschaffenheit des Objektes abgestimmt.

Die Restaurierung des Gemäldes strebte eine Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes an.

1.2. Objektgeschichte, Zustand vor der Restaurierung

Bildträger: Malpappe: Seit ungefähr 1866 gewann dieser Bildträger in der Malerei an Bedeutung. Als kostengünstiges und praktisches Trägermaterial wurde es geschätzt, obwohl als Malgrund wegen der Eigenschaft der Verwendung nur bedingt geeignet.

Bei der Verarbeitung der Rohmasse (Pappe) kam es zu unregelmäßigen Ablagerungen an der Oberfläche. Es sind kleinere Hügel („Narben“) und senkrecht verlaufene Vertiefungen an der Oberfläche entstanden. Dieser Bildträger ist im hohen Grade empfindlich gegen Feuchtigkeitseinwirkung. Die vorliegende Malpappe wurde vor dem Farbauftrag mit einem dünnen Ölgrund versehen.

Malerei: Die Malpappe ist beidseitig mit Landschaftsmotiven in Ölfarbe bemalt. Der Firnis ist nicht vorhanden. Auf der Bild- Vorderseite findet sich ein Bergmotiv, mit einem See und einer zentral gelegenen Insel und einer kleinen Hütte.

Die kühle, expressive Farbigkeit schafft eine leichte Transparenz, man kann die „Luft spüren“. Die Wechselwirkung – zwischen der pastosen Malerei in der Berglandschaft und dem Himmel – und einer Lasurmalerei des Wassers, schafft eine wirkungsvolle Stimmung. Die zentral angelegte Insel schafft mit der lichten Hütte eine spannungsvolle Szenerie.

Auf der Rückseite ist ein Waldweg mit herbstlicher Stimmung gemalt. Eine Signatur ist nicht vorhanden. Die Malschicht ist intakt und frei von größeren Schäden.

2.1. Zustand des Gemälde vor der Restaurierung, Mai 2013

Schadensbild:

Das Objekt befand sich in einem kritischen Zustand. Es wurden keine früheren, Restaurierungsversuche, oder Übermalungen festgestellt.

Durch unsachgemäße Lagerung/Verwendung und schlechte Einrahmung entstanden Deformationen an dem Bildträger. In der linken oberen Ecke des Gemäldes entstand ein Knick, der Brüche in der Malschicht zu Folge hatte.

 

  • Klebeschichten/Klebestreifen: im oberen und unterem Bereich der Bildfläche wurden breite Klebestreifen als Befestigung der Malpappe verwendet. Der vorhande Klebstoff war ein kalthärtender Kraftkleber auf 2-Komponenten-Epoxid- Basis. Bei der Manipulation des Bildes vor Ort sind großflächige Abplatzungen des Bildträgers, sowie der Malschicht entstanden.
  • Weitere Kleberückstände (dunkle Umrandung der Klebestreifen):

Hier findet sich eine 2-schichtige Substanz: von 2- Komponenten Kleber und einer aufliegenden dicken Leimschicht.

  • Materialrückstände von Kreppband Streifen: auf der rechten oberen Bildhälfte findet sich ein diagonal verlaufender Streifen mit Materialrückständen des zuvor verwendeten Kreppbandes. Die vertrockneten Rückstände waren inkrustiert und bei der mechanischen Entfernung sehr widerstandsfähig.
  • In der unteren Bildhälfte fanden sich unregelmäßig aufgetragene Schichten von stark verdünntem Kaltleim.
  • Verschmutzung der Oberfläche: Die Lagerung im Heizungskeller zog eine starke Oberflächenverschmutzung nach sich (Staub- und Russpartikel).
  • Malschicht – und Bildträgerverluste, sowie 3 Bohrlöcher fanden sich im Randbereich des Gemäldes
  • Sekundäre Zierleiste: der Bildträger wurde früher im Nut einer dünnen Holzleiste mit Klebstofffest befestigt.

Um alle diese Schäden zu beheben, war eine gute Materialkenntnis der verwendeten Malmitteln und jeweiligen Maltechnik unabdingbar, um eine optimale Behandlung zu gewährleisten.

Die Reversibilität aller Maßnahmen und verwendeten Materialien hatte grundsätzlich die oberste Prioritätö.

Kreppband Rückstände: auf dem rechts gemalten Berg, fand sich ein diagonaler Streifen von Kreppbandrückständen. Die vertrocknete Substanz war hart und bei der mechanischen Abnahme mit dem Skalpell sehr widerstandsfähig.

Die beiden Streifen des alten Epoxid- Kraftklebers wurden chemisch entfernt.

Die Festigung und Kittung der Fehlstellen wurde in einem nicht-wässrigen und hochviskosen System durchgeführt. Dadurch konnte der Quellprozess des stark hygroskopischen Bildträgers minimiert werden. Die Kittstellen wurden geschliffen, strukturiert und dem originalen Pinselductus angepasst.

Retusche: Tratteggio- Technik

Die Tratteggio-Technik besteht darin, Zeichnung und Modellierung in ein System von vertikalen Strichen, eine Art „Schraffur „, umzusetzen. Durch die Überlagerung einzelner transparenter Lasuren werden die Fehl- und Kittstellen geschlossen, es kommt zu einer optischen Beruhigung der gesamten Oberfläche.

Die Oberfläche des Gemäldes wurde ursprünglich nicht gefirnisst, daher wurde bei der aktuellen Restaurierung auf Firnis verzichtet.

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